Kaffeegebrabbel bei Regentropfenprasseln
12. Mai 2004
Guten Morgen! Schon wieder ein Eintrag mit “Guten Morgen”. Solte mir langsam Sorgen machen über meinen Lebenswandel: Zeitig aufstehen, jeden Tag stundenlnag in der Uni sitzten, Überblicksvorlesungen lauschend, in den Seminaren alle Texte gelesen und wenn ich am Freitag mit Jochen Lerntag habe, machen wir uns Gedanken darüber, wie man das ultimative Seminar gestalten könnte. Was läuft da schief in meinem Leben?
Uni macht wieder Spaß und ich überlege, ob es nicht erstrebenswert ist, sich gänzlich der Wissenschaft hinzugeben. Ja, langsam muss auch ich darüber nachdenken, wie alles weitergehen soll nach dem Diplom in einem Jahr. Vielleicht lieber die Welt verändern, eine neue Kultur der Arbeitslosigkeit ausleben und verbreiten (”Wer die Arbeit kennt / und sich nicht drückt / der ist verrückt.” SZ Wochenende, 10./11.05.20003, S. I.)? Oder vielleicht aus der zweiten Reihe den Bundestag revolutionieren – Marsch durch die Institutionen? Was dabei herauskommt sehen wir bei unseren, in der Politik (hängen)gebliebenen, ‘68ern. Die anderen, die die den “Absprung” noch geschafft haben, besitzen jetzt Rechtsanwaltskanzleien, Unternehmensberatungen, Werbeagenturen und haben es geschafft so zu werden, wie ihre Kinder mal nicht werden wollen.
Doch vielleicht sollte ich mich mit solchen Thesen als Zoni nicht so weit aus dem Fenster lehnen – für unsere ‘68er-Eltern war es schon Revolution, sich eine über fünf Ecken erstandenen Beatles-Platte heimlich im Wohnzimmer anzuhören. Und wir – wir haben keine Zeit für Revolutionen, weil man doch bei Einstieg ins Erwerbsleben so schlechte Chancen hat, wenn man sich bewirbt und schon über 27 Jahre alt ist. Deswegen ist es auch so völlig irrational, sich im AStA zu betätigen! Das System hat uns gezähmt und das Gefühl der Revolution gegen die Eltern-Generation holt man sich beim Kauf bereits zerrissener, verwaschener Jeans-Neuware. Denn das verstehen die Alten nun wirklich nicht!!!
Was gibt’s noch Neues aus Berlin? Unsere Unis sollten bald am Hungertuch nagen müssen, weil unser Finanzsenator ihnen 200 Mio Euro steichen will. Die Univerwaltungen reagieren mit echten Reformen: Keine Aufnahme von Studenten mehr. Wenn das mal kein guter Kompromissvorschlag ist. So kann man geliebten Strukturen erhalten, die Profs werden nicht aus ihrem gewohnten Alltag herausgerissen, die Seminare werden wieder überschaubarer, vielleicht gibt es bald sogar STÜHLE FÜR ALLE und gleichzeitig steigt die Qualität der Veranstaltungen sowie das Betreuungsverhältnis Studi : Dozent. Ja gut so – keine neuen Studenten mehr in Deutschland. STOPPT DIE BILDUNG – WIR SIND (EIN)GEBILDET GENUG!
Anonsten bin ich zwischen dem letzten und diesem Eintrag mal eben schnell 25 geworden und wäre nicht die Party bei mir gewesen, hätte ich nicht danach die Wohnung wischen und den Kater ausschlafen müssen – das Altern wäre mich nicht aufgefallen. Alles bleibt anders, alles wird besser. Um mir meine Jugendlichkeit zu beweisen, war Ich schon dreimal baden, einmal davon mit Surfbrett. What else? Die Radieschen auf dem Balkon kann man schon essen. Ich träume in letzter Zeit wieder (des Nachts) öfters von Russland – heute war ich in der Irkutsk-Traumwelt. Radio Eins kann man, da stimmt mir Vivien zu, wieder getrost anhören, am 4-5. Juli wird es in Berlin ein tolles Festival russischer Musik geben. Auktion und Markscheider Kunst werden spielen und ich mich freuen. Oh und noch eine absolute Neuigkeit (gut versteckt in den letzten Zeilen): Simone und Till werden im Dezember Zwillinge bekommen. Dann sind wir schon zu sechst in der WG. Wir tun was für’s Wachstum!
Muss jetzt mal noch schnell ein bisschen Hausarbeit schreiben. Lebet!
tom