Neus Jahr, neue Freiheit
16. Dezember 2004
// Berlin // Fast hatte ich vergessen wie das ist – das Zeit-Haben. Die Diplomarbeit über die “Rentenpolitik unter Rot-Grün” habe ich Mitte Oktober endlich abgegeben (wer sie lesen will, klicke >> hier <<, Achtung: 889 kb!) und Ende Dezember waren dann die letzten Prüfungen geschafft. Vorbei die Uni, vorbei die Hausarbeiten, Diplomarbeiten... Und doch kommt keine rechte Freude auf über das "vorbei". Ich kam nie in das Stadium, welches so viele im Hauptstudium überfällt, dass sie keine Lust mehr haben auf die Uni, Hausarbeiten, pseudoschlaues Gerede in Seminaren und das Aufrechterhalten des wissenschaftlichen Diskurses. Ich finde noch immer, dass die Uni und die Zeit des Studierens so ziemlich das Beste ist was einem passieren kann. Und wenn man nebenbei ein paar interessante Jobs, Praktika oder sinnvolle Projekte hat - wieso fertig werden?
Nach dem Prüfungsstress folgte bei mir erst einmal das Weihnachtsloch. In der Gewohnheit, jeden Tag 200 Seiten zu lesen oder 10 Seiten zu tippen, holte ich mir nach gleich nach der Prüfung noch einen Stapel Bücher: Makroökonomie, Schachbücher ein Schwimmlehrbuch für Kinder, damit Fee endlich die Furcht vor dem Wasser verliert. Am Freitag ist es soweit, dann geh ich mit Ihr ins Schwimmbad. Kann auch meinem Waschbärbauch nicht schaden. Doch viel von dem ausgeliehenen Büchern hab ich noch nicht gelesen. Es ist doch erstaunlich, dass man wenn man viel Zeit hat zu weniger kommt, als wenn man vom Stress überrannt wird. So ein bisschen verstehe ich jetzt die Rentner, die so wenig zu tun und doch scheinbar immer keine Zeit haben. Wer viel zu tun hat, kommt auch zu viel.
Nach Weihnachten, war ich noch mit Vivien, Jenny und Alex (Vivis Schwester + Freund) Langlauf machen in dem schönen Vogtland. Es gab wunderbar viel Schnee, rote Wangen, heißen Tee und Spaß. Hätte nie gedacht, dass das langsame Dahingleiten ebenso befriedigend sein kann wie mit dem Snowboard bei zwei Meter Neuschnee irgendwo fernab aller Menschen und planierten Pisten sich in einen jungfräulichen Hang zu stürzen – überall staubt der Schnee neben Dir und Du fühlst Dich wie Gott. (Dieses Feeling hatte ich letzte Woche in der schweizer Alpen) Jetzt wo ich das schreibe merke ich, dass man doch bei letzterem dem Himmel wohl ein bisschen näher – ich geb’s ja zu. Optimal wäre wahrscheinlich, erst mühsam einen Berg hinaufzustapfen, um sich dann auf dem Rückweg virginalem Neuschnee hinzugeben. Ahhhhh……
Wenn ich nicht gerade in anderen Welten schwebe, sitze ich in meinem Büro, gleite von Webseite zu Webseite und überlege mir, welchen Status man ehrlicher Erwerbsarbeit in seinem Leben einräumen sollte. Ist ein schlechter Job besser als keiner? Ist ein guter unbezahlter Job besser als ein weniger ausbeuterischer aber langweiliger bei dem man vielleicht noch seine Seele oder seinem Großvater eine private Rentenversicherung verkaufen muss? Schwerwiegende Fragen. Beim Dasitzen, Grübeln und Zeit versteichen lassen bin ich bisher zu folgenden Erkenntnissen gekommen. Erstens: In mir steckt eine Struktursehnsucht. Das heißt ich brauche einer (regelmäßige) Beschäftigung. Zweitens: Diese darf nicht sinnlos sein. Drittens: Ich habe studiert und bin überdurchschnittlich clever, also will ich auch eine entsprechende Tätigkeit. Viertens: Niemand verrät Dir, wie man die findet. Also überlegen was Spaß machen könnte und spannend ist. Ja und da stecke ich gerade. Bin noch in der Phase, in der ich mir diesen Luxus leisten kann. Muss jetzt mal um die Praxishomepage kümmern und wenn ich Zeit finde, werde ich auch mal wieder ein paar Bilder Galerie auf dieser Seite hier einscannen.
Ich wünsche eine gute Zeit!
tom
Am 3. Januar 2007 um 18:26 Uhr
tja mensch, da bin ich ja richtig in deine geistigen ergüsse eingetaucht. ist schon schön, so eine seite. man lernt die menschen irgendwie auf eine neue, andere art kennen. eine, für die man sonst nie zeit hatte. oder sich nie die zeit genommen hat, wie ich zugeben muss.
na ja, soviel von mir. bis bald dann mal und auch an dieser stelle noch mal ein ganz dickes dankeschön für die hilfe bei der seite.
wenn du möchtest, würde ich mich mal um ne tauch-pressereise für dich bemühen. lust auf ne woche stress im roten meer?
bis denne erstmal,
frank