Alles Künstler
In Berlin muss man mindestens ein Projekt vorantreiben oder – wer kein Projekt hat -, sollte sich wenigstens betätigen. Sei es als Sänger, Slampoet, Turntableakrobat, Fotograf, Maler oder wenigstens Jongleur (Joga und TaiChi bringen gar nix. Das machen auch die Sektretärinnen und langweiligen Bürohengste.) Ansonsten hat man es im Prenzelberg schwer, mit der sozialen Anerkennung im Allgemeinen und mit anregenden Gespächen mit aufregenden Frauen im Besonderen.
Völlig egal ist es hingegen, ob man einen anständig bezahlten Job hat oder ob man zur Finanzierung der täglichen Lebenskunst Abends hinter der Bar steht oder im Callcenter Menschen nach ihren Lebensgewohnheiten und Konsumverhalten ausfragt. Genau genommen ist ein guter Job schon verdächtig in Berlin.
Seit diesem Monat habe ich nun beides – ich rede nicht von den Frauen oder Job – sondern der Sache mit den Künstlern und den Projekten. Erstens war ich auf vielen, vielen Konzerten von Freunden und Bekannten (es ist auch immer gut, einen oder mehrere Künstler im Freundeskreis zu haben). Und in den letzten Wochen hatte ich sogar, nach langen Jahren Bühnenabstinenz, zwei eigene Konzerte mit Jan. Leider noch nicht im Olympiastadion, aber es geht hier ja auch nicht um den Erfolg, sondern nur um den Künstler-Status an sich.